Der Tod in Venedig – Eine Last Für Die Arbeiterklasse Heute? – German Essay

Der Tod in Venedig – Eine Last Für Die Arbeiterklasse Heute? – German Essay
Thomas Mann beschreibt in seinem übelsten, im fassten Sinne des Wortes, Werk Verfall eines Künstlers. Im beschriebenen Fall ist es ein Schriftsteller. Jedoch

könnte an seiner Stelle wirklich jeder sein, irgendein Künstler, genauso ein Vertreter der Arbeiterklasse. Im Verlauf der Handlung ist eine pessimistische Tendenz herauszulesen . Aschenbach, dessen Lebensdevise „Durchhalten“ heisst, gibt mit der Zeit seinen Instinkten nach, gibt auf, hält nicht das Geringste durch, stirbt. Sein Verfall erfolgt stufenweise. Er merkt ihn nicht. Aschenbach entfernt sich immer weiter von seiner Schriftstellerrolle, wehrt sich nicht gegen.

Was bedeutet dieses Erkenntnis für die Arbeitsmoral, besonders, für die deutsche Arbeitsmoral, für die Jahrhunderte lang das „Durchhalten“ galt: sobald die gestellten Ziele erreicht und bezahlt werden, setzt man neue und arbeitet weiter, damit auch sie vollbracht werden. Anders ist es bei den Ländern des Süden. Dort versucht man die Balance zwischen dem Leben und der Arbeit herzustellen, arbeitet so viel wie nötig um das Leben genießen zu können. Sogar bei den Slawischen Völkern des ehemaligen Ostblocks, trotz des noch in der Luft spürbaren Wehens der Herrschaft von Normen- und Rekordbrechungen, industriellen Utopien, ist es anders. Und auch zu den Zeiten war es nicht anders. Die Slawen mögen auch sehr talentiert und mit Sinn bei der Arbeit vorgehen, jedoch bin ich der Meinung, und ich behaupte das als Vertreter dieser Kultur, als einer der in dieser Kultur aufgewachsen ist, der diese Kultur hoch schätzt und verehrt, dass die Slawischen Völker eine solche Arbeitsmoral nicht besitzen und sich selbst nicht immer zur Arbeit erzwingen können. Als Beleg dafür halte ich viele Slawische Volksmärchen für überzeugend. Russisches Märchen über Ivan-Durak(Dummkopf) bestätigt diese Einstellung und macht sie, durch die Namensgebung, repräsentativ für das ganze Volk. Ivan wird durch seine Faulheit belohnt, er bekommt vom Leben alles was er möchte ohne dazu arbeiten zu müssen. Für ein Industrieland wie Deutschland oder Vereinigtes Königsreich, ob paradox oder nicht – Heimatländer von Karl Marx und Adam Smith, ist eine solche Einstellung katastrophal. Die Deutschen sind extrem fleißig und führen ihre Arbeit einwanderfrei durch. Nämlich ein solches Volk würde jeder Unternehmer gerne manipulieren können, nämlich dieses Volk wollte Karl Marx vor der Expluatation schützen.

Was mich interessiert, ist jedoch die Auswirkung dieser pessimistischen Tendenz auf ein einzelnes Individuum, das die heutige Arbeitergemeinschaft vertreten soll. Und zwar bin ich persönlich der Meinung, dass dieses Werk auf mich als Arbeiter demotivierend wirkt, dass es mich von der Arbeit und überhaupt entmutigt, und macht mir meine Hilflosigkeit vor dem Verfall deutlich. Statt mich davor zu warnen, versucht der Erzähler durch die Beschreibungen von Aschenbachs Neigung zu Tadzio nicht zuletzt, ihn zu romantisieren. Die verführerische Kraft von Gefühlen und Instinkten verursacht Aschenbachs Tod, nicht die in der Stadt herrschende Pest, sondern die Aufgabe seiner Wille. Er gibt auf als Schriftsteller, als Mensch. Wie soll ich das verstehen? Soll ich auch meinen Gefühlen und Instinkten nachgeben, mich entmutigen lassen, meine Arbeit, meine Vorherbestimmung aufgeben und mich in die scheinbare Welt des Genusses einfangen lassen? Ist es auch mein Weg? Diese Fragen stellt sich der Leser beim Lesen von „Der Tod in Venedig“. Ist es auch die Intention des Autors? Dieses gilt kaum zu bezweifeln. Jedoch ist genau gegensätzliche Einstellung oder Intention in anderen Werken von Thomas Mann, wie zum Beispiel in der Erzählung „Schwere Stunde“ vorzufinden: „Nicht grübeln: Arbeiten! Begrenzen, ausschalten, gestalten, fertig werden“. Eine Devise an der Stelle, wo Aschenbach sein „Durchhalten“ verschweigt, vergisst. Wonach soll sich der Leser richten? Eine Aussage macht die Weitere nichtig. Oder auch nicht? Vielleicht deswegen, nämlich weil eben dieser Verfall so schlimm und zugleich so verführerisch ist, müsste man „durchhalten“? Wir können nur hoffen…

Als fehlend kann man hier das revolutionäre Gedanke betrachten, was die Arbeiterverhältnisse angeht. Ein Appell an die Zustände der Pressefreiheit zu den Zeiten ist nicht zu überlesen. Mit dem Informationsvakuum, Informationshunger wird Aschenbach ständig in Venedig begegnet. Die Kritik wird jedoch äußerst in Thomas Mann früheen Werken geäußert. Deswegen ist es manchmal besser es als ein Kunstwerk zu betrachten und sich den Spaß beim Lesen, bei der Suche nach hinterhältigen Intentionen und Botschaften des Erzählers, nicht wegnehmen.